Bericht Französische Meisterschaft 2018 Maubuisson
Benoit Marie gewinnt die Französische Meisterschaft 2018 in der Gesamtwertung,
Micky Todd gewinnt die Classic-Wertung.
Die beiden deutschen Teilnehmer Matthias Dietz (Platz5) und Christian Stock (Platz 9) zeigten hervorragende Leistungen.
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Französische Meisterschaft in Maubuisson
Die französische Meisterschaft der A-Cats auf dem Lac d’Hourtin bei Bordeaux entpuppte sich in diesem Jahr als kleine Europameisterschaft. 56 Teilnehmer aus 10 Nationen sind eine Beteiligung, über die manch andere Klasse bei ihrer Euro mehr als zufrieden wäre. Hinzu kam die hohe Qualität des Feldes. Am Start waren zum Beispiel der amtierende Europameister der 49er, der Olympionike Iago Lopez Marra, sowie der amtierende Europameister der F16-Katamarane, Emmanuel Le Chapelier. Mit Benoit Marie war ein Vertreter der jungen Garde der französischen Profisegler dabei, er gewann 2013 das Mini-Transat und ist erfolgreicher Moth-Segler. Nicht zuletzt boten aber auch die europäischen A-Catler viele ihrer Besten auf, darunter Emmanuel Dode, Sandro Caviezel und Mike Mödlhammer. Und auch bei den 30 Classics waren die besten Europäer fast alle am Start, darunter Albert Roturier, André Casanova, Mickey Todd und Philippe Muyzers.
Das Revier zeigte sich fast immer von seiner schönsten Seite. Blauer Himmel und zumindest nachmittags angenehme Temperaturen ermöglichten einen tollen Saisonabschluss. Der Trainingstag vor Beginn der Regatta war bei rund 15 bis 18 Knoten Wind einer der besten Segeltage des Jahres. Während der Meisterschaft wehte der Wind nicht immer ganz so prächtig, es kamen jedoch an vier Tagen 11 reelle Läufe bei gemischten Bedingungen zustanden. Erwartungsgemäß waren bei Winden über 8 Knoten die Foiler das Maß der Dinge, bei Leichtwind die Classics. Mit einer Ausnahme: Benoit Marie zeigt am ersten Tag, dass man einen Foiler auch bei 5 bis 6 Knoten Wind aus dem Wasser bekommt und exzellente VMG zur Leetonne erzielen kann. Drei 1. Plätze waren eine Ansage, die alle Teilnehmer staunen ließ.
Kurz vor dem Heimathafen rundete Benoit eine Untiefe zu knapp und riss dabei das T-Foil am Steuerbord-Ruder ab. Mit viel Glück konnte er ein Ersatzruder auftun, allerdings eines von der falschen Seite. Kurzerhand kürzte er das Foil, so dass die Vermessung wieder stimmte. Wer nun gedacht hatte, dass Benoit sich mit diesem ungewöhnlichen Setup schwer tut, irrte. Er brachte tags darauf das Husarenstück fertig, bei 4 bis 5 Knoten Wind am gesamten Feld vorbei zu foilen und sich weit nach vorne zu verholen. Benoit zeigte mit seinem Exploder AD3 aber auch bei stärkerem Wind exzellente Bootsbeherrschung und phänomenalen Speed, etwa beim Foilen an der Kreuz. Der Gesamtsieg war hochverdient, der Zweitplatzierte Emmanuel Dode hatte trotz ebenfalls fantastischer Geschwindigkeit mit seinem DNA F1 nichts entgegenzusetzen.
Mit einer sehr starken, praktisch fehlerfreien Leistung schaffte Classic-Segler Albert Roturier den Sprung aufs Podium in der Gesamtwertung. Die Classic-Wertung mit einer eigenen Punktwertung konnte jedoch Mickey Todd für sich entscheiden, wenn auch denkbar knapp. Mickey hatte mit astreinen Starts und guter Geschwindigkeit eine tolle Serie hingelegt.
Das mit zwei Teilnehmern kleine Team Germany schlug sich achtbar. Matthias Dietz konnte trotz Problemen mit dem Cunningham den sehr guten 5. Gesamtrang erringen und die Trophäe für den besten Sénior mit nach Hause nehmen. Für so manch jüngeren Segler ist Matthias angesichts seiner Foiling-Fähigkeiten zu einem echten Vorbild geworden, in Frankreich genießt er fast schon Kultstatus.
Christian Stock erzielte bei Leichtwind vier Top 4-Finishes und den Gesamtrang 9 (bei den Classics Platz 4). Er hatte jedoch zwei wichtige Dinge vergessen: Erstens war sein gutes Regattasegel irrtümlich im heimischen Keller liegen geblieben, zweitens unterließ er gleich zweimal die Unterschrift beim Checkout, was ihm einige Extrapunkte einbrachte.
Fazit: Die lange Anreise nach Südwest-Frankreich hat sich absolut gelohnt, die Meisterschaft war nach Meinung vieler Teilnehmer eine der schönsten Regatten in der Saison 2018. Die Wettfahrleitung arbeitete effizient und korrekt. An Land war alles unkompliziert, kein Vergleich mit so manch deutschem Revier mit seinen strengen Vorschriften… Die Gastfreundschaft der Franzosen war herzlich, und viele von ihnen sprechen inzwischen auch passabel Englisch. Man muss also nicht Französisch können, um hier gut klar zu kommen. Im kommenden Jahr ist eine ähnliche Veranstaltung am selben Ort geplant (ab 23. Oktober 2019). Wer eine schöne Woche Herbstferien verbringen und auf hohem Niveau Regattasegeln möchte, sollte das schon jetzt im Kalender vermerken.
Christian (GER 100)