Bericht/Ergebnis Alpencup 2023 – Forggensee
Der Alpencup begann bei sonnigem Wetter ausgesprochen gemütlich. Eine hartnäckige Flaute aus allen Richtungen ließ Segler und Wettfahrtoffizielle am späten Nachmittag schon zum Freibier übergehen. Doch dann setzte sich der vorhergesagte Westwind mit gut drei Windstärken so überzeugend durch, dass um halb sechs Uhr aufs Wasser gebeten wurde. Der Lohn waren zwei reelle Wettfahrten mit engen Positionskämpfen.
Abends hatten manche Segler was zu erzählen: Bob Baier wurde in einer Halse von seinem Boot abgeworfen und musste vom Motorboot aufgefischt werden. Christian Stock segelte in sicherer Führung liegend eine dritte Runde, statt wie vorgesehen nach zwei Runden ins Ziel zu kommen. Der wie immer unbeirrbare Georg Reutter ließ nichts anbrennen und ging souverän in Führung.
Am Sonntag wurde morgens schnell klar: Heute gibt es bei kräftigem, böigem Westwind ein munteres „Rodeoreiten“, wie Georg am Vorabend richtig prophezeit hatte. Winde zwischen 5 und 20 Knoten, die zudem laut Wettfahrtleiter Michael Merk drehten wie ein „wedelnder Kuhschwanz“, sorgten für vier ebenso spannende wie anstrengende Wettfahrten. Eigentlich waren es sogar fünf Rennen, eines musste wegen rätselhafter Windschweinereien abgebrochen werden. Nicht alle Segler hielten an diesem Tag bis zum Schluss durch und schonten lieber Mensch und Material.
Bei den Foilern machten die Lokalhelden Bob Baier und Klaus Raab den Sieg unter sich aus, wobei Bob meist klar der Schnellste war und Klaus den letzten Lauf wegen eines spektakulären Abflugs an der Ablauftonne aufgeben musste. Joey Grässle hielt wacker durch, er war in diesem Jahr erst zum zweiten Mal auf dem Boot und genoss das Segeln sichtlich. Letzteres gilt auch für Andi Grünenwald, der immer wieder mit stabilen Flugeinlagen nach vorne preschte.
Bei den Classics entspann sich ein enger Wettstreit zwischen dem österreichischen Australier Scott Anderson („Mr. Fiberfoam“) und Christian Stock. Scotty ist amtierender Europameister und Deutscher Meister bei den Classics, hat ein nagelneues Boot und ist als einstiger Silbermedaillengewinner im Tornado ohnehin mit allen Wassern gewaschen. Christian ist dafür Sachen böige Winde von seinem Heimatrevier Schluchsee reichlich Kummer gewohnt. Erst auf den letzten Metern der sechsten und letzten Wettfahrt fiel die Entscheidung, Christian konnte mit einer Bootslänge Vorsprung den entscheidenden Punkt sparen.
Es war ein tolles Wochenende in Füssen. Die Landschaft ist großartig, der See mehr als ausreichend groß und die Allgäuer Gastfreundschaft beim SCFF ist legendär. Es gab nur einen kleinen Wermutstropfen: Die Beteiligung hätte größer sein können. Elf A-Cats und acht Tornados lassen nicht nur den SCFF als Veranstalter sinnieren, ob sich der Aufwand für die Organisation einer Regatta künftig noch lohnt. Werden die Clubregatten in Süddeutschland bald ganz aussterben? Und wird der ach so viel gerühmte Gardasee das je ausgleichen können? Die Antwort kann sich jeder A-Cat-Segler selbst geben.
Christian Stock